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3.2.1 Grundsätze der objektbezogenen Planung
Zuständigkeit
(1) Die Zuständigkeit für die planerischen Festlegungen liegt bei den Bauverwaltungen der Länder. Hinweise
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der Genehmigungsbehörde,
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der BImA,
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der hausverwaltenden Dienststelle,
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der nutzenden Dienststelle und
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des Abwasserentsorgungspflichtigen
sind einzubeziehen und die Festlegungen sind mit den Beteiligten abzustimmen.
Zugänglichkeit
(2) Es sind kontrollierbare Anlagen zu planen. Es ist sicherzustellen, dass sie im Nutzungszeitraum für erforderliche Arbeiten und vorgeschriebene Kontrollarbeitsgänge zugänglich sind.
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Bedien- und Betriebseinrichtungen (Schaltkästen, Kompressoren usw.) sind nach Möglichkeit in oberirdischer Bauweise leicht zugänglich zu planen.
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Die Zugänglichkeit und Anfahrbarkeit von Schächten und Sonderbauwerken mit schwerem Gerät ist grundsätzlich sicherzustellen.
Wartung
(3) Anlagenteile, insbesondere Verschlüsse, Verschraubungen etc., sind wartungsarm und korrosionsgeschützt auszuführen.
Kanäle und Leitungen
(4) Kanäle und Leitungen unter Gebäuden sind zu vermeiden.
(5) Bemessungsgrundlagen zur Dimensionierung von Kanälen und Leitungen enthalten [DIN EN 752], [DIN EN 12056], [DIN 1986-100] und [DWA-A 118]. Der Anh. A-4 ist zu beachten.
Aus betrieblichen Gründen sind aufgrund der Ablagerungsproblematik und des nicht öffentlichen Charakters der Bundesliegenschaften entgegen den Vorgaben des DWA-A 118 die folgenden Mindestdurchmesser bei Kanälen und Leitungen einzuhalten:
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DN 200 für Kanäle für Schmutzwasser
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DN 250 für Kanäle für Regen- und Mischwasser
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DN 100 Leitungen für Schmutz-, Misch- und Regenwasser
(6) Leitungen, in denen Schmutz-, Misch- oder Regenwasser abgeleitet wird, sind gemäß DIN 1986-100 für eine Mindestfließgeschwindigkeit von 0,7 m/s und eine Höchstgeschwindigkeit von 2,5 m/s zu bemessen. Dabei ist ein maximal zulässiger Füllungsgrad h/d = 0,7 und ein Mindestgefälle von 1:DN einzuhalten.
(7) Die statische Berechnung von Kanälen erfolgt nach [ATV-DVWK-A 127]. Die statische Berechnung für erdverlegte Rohrleitungen richtet sich nach [DIN EN 1295-1]. In Bundesliegenschaften, die aufgrund ihrer besonderen Nutzung starken Verkehrlasten ausgesetzt sind (z.B. militärische Nutzung in Bundeswehrliegenschaften), sind die besonderen statischen und dynamischen Belastungen, zu berücksichtigen.
(8) Schützenswerter Baumbestand darf nicht durch den Kanalbau beeinträchtigt werden.
(9) Kanäle sind je nach örtlichen Gegebenheiten im Bedarfsfall durch bauliche Ausführungen gegen Wurzeleinwuchs zu sichern. Hierzu können z.B. Materialien mit verschweißbaren Rohrverbindungen verwendet werden sofern sie eine wirtschaftlichere Lösung darstellen. [DWA-M 162] ist zu beachten.
(10) Objekte des Entwässerungssystems (z.B. Sonderbauwerke, Schächte, Kanäle, Leitungen) sind bei Stilllegung auszubauen und unter Beachtung der Baufachlichen Richtlinien [Baufachliche Richtlinien Boden- und Grundwasserschutz] und [Baufachliche Richtlinien Recycling] nach Möglichkeit dem Recycling zuzuführen. Sind diese Maßnahmen unwirtschaftlich, ist eine vollständige Verfüllung mit einem zugelassenen Material vorzunehmen, wobei vorhandene Hohlräume im Boden mit zu verfüllen sind.
(11) Kanäle und Leitungen, die der Entwässerung von Flächen mit LAU- oder HBV-Anlagen bis zu Abscheideranlagen oder der Rückhaltung von wassergefährdenden Stoffen dienen, müssen den Festlegungen in „Anpassungs- und Sanierungskonzepte für Anlagen zum Umgang mit wassergefährdenden Flüssigkeiten in Liegenschaften der Bundeswehr“ [Konzept POL] genügen.
Grundleitungen
(12) Grundleitungen gem. [DIN 1986-100] sind im Erdreich oder in der Grundplatte unzugänglich verlegte Leitungen, die das Abwasser in der Regel dem Anschlusskanal zuführen.
(13) Sammelleitungen gem. [DIN 1986-100] sind liegende Leitungen zur Aufnahme des Abwassers von Fall- und Anschlussleitungen, die nicht im Erdreich oder in der Grundplatte verlegt sind.
(14) Grundleitungen sind zu vermeiden. Sammelleitungen sind nach [DIN EN 12056] zu bemessen. Sie können unverkleidet an Kellerwänden oder ‑decken der Gebäude befestigt werden. Revisionsöffnungen sind vorzusehen.
(15) Leitungen außerhalb von Gebäuden sind so zu planen, dass sie einfach gereinigt und inspiziert werden können. Dies ist besonders zu beachten, wenn in Leitungen Bögen verwendet werden müssen. Bögen mit Richtungsänderungen > 45 ° sind zu vermeiden.
Leitungen sind i.d.R. an Schächte anzuschließen.
Bei Neubaumaßnahmen oder im Rahmen erforderlicher Baumaßnahmen an bestehenden Leitungen sind an Knoten oder bei Richtungsänderungen Schächte vorzusehen. Ausnahmen und die Erfordernis von Revisionsschächten, Reinigungs- oder Inspektionsöffnungen sind mit dem Betreiber abzustimmen.
(16) Für die Herstellung der Grundleitungen ist ein geeignetes Rohrmaterial mit einer Mindestringsteifigkeit von SN 8 zu verwenden.
Schächte und Sonderbauwerke
(17) Der Mindestdurchmesser von Schächten beträgt, um die Durchführbarkeit betrieblicher Tätigkeiten zu gewährleisten, grundsätzlich 1,0 m. Kleinere Durchmesser, die trotzdem die Durchführung betrieblicher Tätigkeiten ermöglichen, sind mit dem Betreiber abzustimmen.
(18) Einrichtungen zum Einstieg in Schächte und Sonderbauwerke sind unter Beachtung der einschlägigen Vorschriften zu Unfallverhütung und Arbeitssicherheit, Normen und Regelwerke zu planen (vgl. Kap. 2 und Anh. A-11).
(19) Beim Neubau von Schächten und Sonderbauwerken sind die Vorgaben der BGV C5 § 5
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Absatz 13 „Die lichte Weite von Einstiegsöffnungen muss mindestens 0,8 m betragen.“ und
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Absatz 14 „Abweichend von Absatz 13 ist bei Einstiegsöffnungen, die in Verkehrswegen von Fahrzeugen liegen, eine lichte Weite von mindestens 0,6 m zulässig.“
einzuhalten. Von der Ausnahme gem. Absatz 14 ist im Zuständigkeitsbereich des BMVg grundsätzlich Gebrauch zu machen, da Schächte in Liegenschaften der Bundeswehr überwiegend in Verkehrswegen angeordnet sind und von Fahrzeugen (z. B. auch Pflegefahrzeuge) überfahren werden. Die ausreichende Zugänglichkeit zur Einstiegsöffnung für Bergungsmaßnahmen muss in diesen Fällen gegeben sein. In unbefestigen Bereichen ist hierzu die Oberfläche in der Umgebung von Schächten zu befestigen (z. B. durch Umpflasterung oder mit Betonfertigteilen).
 
(20) Stillgelegte Schächte sind auszubauen und unter Beachtung der Baufachlichen Richtlinien [Baufachliche Richtlinien Boden- und Grundwasserschutz] und [Baufachliche Richtlinien Recycling] nach Möglichkeit dem Recycling zuzuführen. Ist dies zu kostenaufwendig, ist der stillgelegte Schacht bis zu einer Tiefe von 1,0 m auszubauen und anschließend mit einem geeigneten Material zu verfüllen.
Bei einer Verfüllung mit wasserdurchlässigem Material ist die Schachtsohle vor der Verfüllung auf einer Fläche von mindestens 200 cm2 zu öffnen.
(21) Bei Neubau von Schächten ist ein Kostenvergleich aus der Betrachtung von unterschiedlichen Material- und Einbaukosten in Erwägung zu ziehen.
Rinnen
(22) Aus Kostengründen sind i.d.R. Muldenrinnen statt Kasten- oder Schlitzrinnen vorzusehen, wenn keine nutzungsbedingten Anforderungen vorliegen.
Rückstauebene
(23) Für die Prüfung zum Erfordernis von Rückstausicherungen bei unterkellerten Gebäuden zum Schutz gegen Rückstau aus dem Entwässerungssystem ist als Rückstauebene die Geländehöhe bzw. Deckelhöhe des hydraulisch maßgebenden Schachtes festzulegen.
Abschätzung von
Überflutungsgefahren
(24) Für die Vorabschätzung von Überflutungsgefahren aus Starkregen kann die Methode der GIS-gestützten topografischen Fließwege- und Senkenanalyse in Verbindung mit einer Ortsbegehung angewendet werden. Auf Grundlage dieser Methode können hydrologisch begründet gefährdete Gebäude sowie Zu- und Abflüsse von Außengebieten auf bzw. von der Liegenschaft identifiziert werden.
Das Verfahren umfasst folgende Aufgaben:
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Anwendung der Methodik der GIS-gestützten topografischen Fließwege- und Senkenanalyse
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Ortsbegehung für die Validierung der Gefährdung vor Ort
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Dokumentation sowie Empfehlung von Schutzmaßnahmen
(25) Für die Beurteilung des gebäudeseitigen Gefährdungspotenzials sowie für die Ableitung von Handlungsempfehlungen zum objektbezogenen Schutz gegen Starkregen steht das Hinweisdokument „Starkregen – Objektschutz und bauliche Vorsorge in zivilen Liegenschaften des Bundes“ im Bereich Materialien > Informationen zur Verfügung (Starkregencheck).
Bei großen Liegenschaften mit einer Vielzahl von Gebäuden wird empfohlen, vor Durchführung des Starkregenchecks die Methode der GIS-gestützten topografischen Fließwege- und Senkenanalyse gemäß Hinweisdokument durchzuführen (vgl. (24)). Damit kann die Anwendung des Starkregenchecks ingenieurfachlich begründet auf maßgeblich gefährdete Gebäude in der Liegenschaft begrenzt werden.
Überflutungsprüfung im Anschlussbereich baulicher Anlagen
(26) Bei Neubau oder Sanierung von Abwasserleitungen im Anschlussbereich baulicher Anlagen (z.B. Gebäude) ist im Bedarfsfall eine Prüfung der örtlichen Verhältnisse zum Schutz gegen Überflutung nach [DIN EN 752] durchzuführen. Die Überflutungsprüfung kann vereinfacht in Anlehnung an [DIN 1986-100] geführt werden (vgl. Anhang Kapitel A-4.3.2 "Nachweisverfahren").
(27) In Liegenschaften, für deren Entwässerung ein Anschlusskanal DN 150 an das öffentliche Kanalnetz ausreichend ist und deren abflusswirksame Fläche weniger als 800 m² beträgt, ist nach DIN 1986-100 eine Überflutungsprüfung nicht erforderlich, sofern im Einzelfall kein erhöhtes Schutzbedürfnis einer baulichen Anlage gegen Überflutung vorliegt. Die Grundsätze des 3.1.2(20) sind zu berücksichtigen.
(28) In Liegenschaften, deren abflusswirksame Fläche weniger als 800 m²beträgt und in denen das Regenwasser dezentral bewirtschaftet wird, ist grundsätzlich zu prüfen, ob die örtlichen Verhältnisse die Schadlosigkeit einer Überflutung sicherstellen. Dafür ist in Anlehnung an die DIN 1986-100 Gl. 18 das Differenzvolumen zwischen der maßgebenden Überflutungshäufigkeit gemäß Tab. A-4 - 6 und der Bemessungshäufigkeit der Bewirtschaftungsanlage zu überprüfen.
(29) Besteht die Gefahr, dass Überstauvolumen im Rahmen der maßgebenden Überflutungshäufigkeiten unkontrolliert von der Liegenschaft abfließen kann und außerhalb zu Überflutungen führt, ist ein Rückhaltevolumen bereitzustellen. Das Rückhaltevolumen kann in Form eines Beckens oder durch Kombination verschiedener Rückhaltemaßnahmen aktiviert werden.
Einleitungsbeschränkungen
(30) Bei Einleitungsbeschränkungen in die öffentliche Kanalisation oder den Vorfluter ist ein Rückhaltevolumen bereitzustellen. Die Ermittlung des erforderlichen Rückhaltevolumens erfolgt nach DIN 1986-100 Gl. 20 in Anlehnung an das „einfache Verfahren“ nach [DWA-A 117] (vgl. Anhang A-5.9.6 "Hinweise zur Bemessung"). Die Anwendungsgrenzen des „einfachen Verfahrens“ sind zu beachten.
Leichtflüssigkeitsabscheider
(31) Die Bemessung von Leichtflüssigkeitsabscheidern (vgl. Anh. A-10.3.8) erfolgt gem. [DIN EN 858-2] in Verbindung mit [DIN 1999-100] bzw. [DIN 1999-101].
Die DWA-Merkblätter [DWA-M 167-1] und [DWA-M 167-2] sind zu beachten.
Es ist i. d. R. ein Dichtefaktor fd = 1 entsprechend Diesel mit der Dichte von i. M. 0,85 g/cm3 und ein FAME-Faktor fx = 1 entsprechend einem FAME-Anteil von 6,5 % zugrunde zu legen. In militärischen Liegenschaften ist die Zuordnung der maßgeblichen Leichtflüssigkeit zum Bereich fd > 1 und fx > 1 besonders zu begründen.
(32) Zur Durchführung von Wartungsarbeiten ist im Zulauf von Leichtflüssigkeitsabscheidern eine stationäre oder mobile Absperrmöglichkeit vorzusehen.
Es ist der wirtschaftlichste Abscheidertyp insbesondere mit Berücksichtigung betrieblicher Kosten zu wählen. Wartungsintensive Abscheidertypen sind zu vermeiden. Aufgrund von Vorteilen bei der Ersatzteilbevorratung, Wartung und der Bedienung ist Typengleichheit anzustreben. Die Wahl des Abscheidertypen ist im Einzelfall zu begründen.
Es ist im Bedarfsfall anhand einer Kostenvergleichsbetrachtung zu prüfen und mit dem Betreiber abzustimmen, ob bauliche Anlagen (z. B. Hydranten) zur Wiederbefüllung von Leichtflüssigkeitsabscheidern erforderlich sind.
Weitere Einzelheiten sind in [Konzept POL] beschrieben und mit dem zuständigen POL-Leitbauamt abzustimmen.
(33) Ist das Erfordernis von Leichtflüssigkeitsabscheidern nicht mehr gegeben, sind diese grundsätzlich außer Betrieb zu nehmen. Hinweise zur Außerbetriebnahme sind im Anhang A-10.3.12 enthalten.
Nachrüstung bestehender Anlagen
(34) Bei der Nachrüstung von abwassertechnischen Anlagen sind zur Bemessung neben den technischen Regelwerken auch die Erfahrungen aus dem Betrieb zu berücksichtigen.
Zusätzlich können bei bestehenden Abwasseranlagen im Bedarfsfall Mengen und Inhaltsstoffe gemessen und mit Grenzwerten abgeglichen werden. Damit kann der Anlagenbedarf zur Einhaltung von Grenzwerten überprüft werden und ggf. auf eine Nachrüstung verzichtet werden.